Ein kleiner Überblick über die Geschichte des Karates

Vorformen des heutigen Karates entwickelten sich vor mehr als tausend Jahren in China. Diese Vorformen wiederum wurden beeinflusst durch Einflüsse anderer Kampfkünste aus anderen Ländern wie z.B. Indien und möglicherweise sogar aus dem europäischen Mittelmeerraum. Hierüber gibt es sehr viele Hypothesen die durch zu diskutieren hier nicht lohnt. Einen außerordentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Kampfkünste nahm Boddidharma der als buddhistischer Mönch und Begründer des Zen im Kloster Shao-Lin in China lebte. Er und seine Nachfolger entwickelten verschiedene Übungen zur Körperschulung und Atemtechniken, die es den Mönchen ermöglichte ihre harten langen Meditationsphasen durchzuhalten. Diese Körperschule wurde weiterentwickelt und vermischte sich zum Teil mit schon bestehenden Kampfsystemen, dem Wissen alter Qi Qong Meister, ebenso wie mit dem Wissen aus der chinesischen Medizin und die Shao-Lin-Kampfkunst war geboren.
Durch das Praktizieren der verschiedenen Übungen besserte sich der Gesundheitszustand der Mönche beträchtlich, dadurch konnten sie sich selbst und ihr Kloster besser gegen Überfälle verteidigen und erlangten deshalb in ganz China Berühmtheit.

Durch den Kulturaustausch zwischen China und Japan gelangte das Kampfsystem nach Okinawa, wo es sich mit den bestehenden Kampfsystemen vermischte. Durch das Verbot des Waffenbesitzes wurde unbewußt das Kämpfen mit der „leeren Hand“ als Selbstverteidigung gefördert und aus der ursprünglich „ chinesischen Hand“ wurde das Zeichen für „leere Hand“.

In Okinawa entwickelten sich verschiedene Stile; Shuri –Te und Tomari-Te bildeten die Basis für das spätere Shorin-Ryu, Naha-Te bildete die Basis für Shorei- Ryu Karate. Dieses Shorei- Ryu Karate wurde wiederum unterteilt in die Stile Goju-Ryu und Uechi-Ryu. In diesen Stilrichtungen wuchs der Begründer unseres modernen Karates Gichin Funakoshi auf. Er bracht das Karate im Jahre 1922 nach Japan und entwickelte es dort weiter (Shotokan Stil).

Gichin Funakoshi und sein Selbstverständnis von Karate DO

Für ihn war Karate nicht nur eine Kampfkunst, sondern ein Weg (DO) um den Charakter zu schulen. Er stellt die Forderung auf, daß jemand der Karate lernen will, sich von selbstsüchtigen und schlechten Gedanken befreien soll. Er muß sich um Bescheidenheit, Höflichkeit, Uneigennützigkeit, Geduld, Sanftmut und Bildung bemühen. Der Schwerpunkt liegt mehr auf der Entwicklung des Geistes als auf der Technik, das bedeutet aber nicht, daß man mit der Perfektion der Technik aufhören soll, im Gegenteil im Karate lernt man ein Leben lang.

  • Karate Do heißt sich innerlich sehr bemühen, den Geist zu trainieren, ein reines Gewissen zu entwickeln, das es einem ermöglicht das „wahre“ Gesicht der Welt zu betrachten.

  • Um technische Perfektion und moralische Tugend zu erreichen erfordert es mindestens ein 10 bis 20 jähriges Studium, wenn nicht gar eine lebenslange Hingabe zu dieser Kunst.

  • Ich betrachte Karate als die von allen am meisten geeignete Kriegskunst, die zur Erfüllung eines geistigen Trainings führt.

Hier zeigt sich eindeutig der Bezug zum Zen-Buddhismus.

Den hohen moralischen und geistigen Anspruch, den Funakoshi mit dem Karate verbindet, betont er mit folgender Aussage:

  • Eine überheblich oder eingebildete Person ist nicht geeignet Karate auszuführen, Leute, die Karate erlernen um besser schlagen zu können, wissen nichts vom Karate und schädigen seinen Ruf; sie täten besser daran das Training aufzugeben!

Funakoshi betrieb Karate aus der Grundhaltung des Zen Buddhismus, das erklärt auch den Sachverhalt, warum er zeitlebens gegen den Kumite-Wettbewerb war, er fürchtete übertriebener Ehrgeiz und zu starkes Erfolgsstreben würden der geistigen Zielsetzung zuwiderlaufen und die eigentlichen Zielsetzungen des Karates-DO gefährden.